Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar
Das Deutsche Nationaltheater und die Staatskapelle Weimar (kurz DNT) ist der bedeutendste Bühnenbetrieb Weimars. Die Institution vereint die Sprechbühne Deutsches Nationaltheater und das Orchester Staatskapelle Weimar. Bespielt werden insgesamt sechs Bühnen im ganzen Stadtgebiet. Alle Sparten des Theaters und des Orchesters geben außerdem im gesamten deutschsprachigen Raum und außerhalb desselben unregelmäßige Gastspiele und haben darüber hinaus Auftritte in den elektronischen Medien. Gesellschafter der Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar GmbH sind der Freistaat Thüringen und die Stadt Weimar.
Vom sozialistischen Gesellschaftstheater bis zur Gegenwart
Zu DDR-Zeiten sollte das Weimarer Theater und insbesondere das Schauspiel „von der sozialistischen Gesellschaftspraxis als dem geistigen Maßstab der Menschheitsentwicklung“ Zeugnis ablegen. In den fünfziger Jahren wurde unter der Generalintendanz von Karl Kayser (1950–1958) zunächst sowjetischen Revolutionsdramen Vorrang auf den Spielplänen eingeräumt, für die durch eine systematische Werbung mit großem Erfolg Besucher aus der Arbeiterklasse und der Bauernschaft gewonnen wurden. Aus allen Teilen Thüringens brachte man Besuchergruppen per Bus und Bahn zum Theater – wie es auch schon in der Vorkriegszeit üblich war. Auch die Klassiker-Literatur wurde gegen Ende von Kaysers Amtszeit wieder häufiger auf den Spielplan gesetzt. Besonders Schiller genoss hohe Wertschätzung. Zu seinem 200. Geburtstag wurden die „Schiller-Festspiele der deutschen Jugend“ am Nationaltheater veranstaltet – die man dann als Festspiele der FDJ jährlich weiterführte.
Allerdings gab es schon damals harsche Kritik an der agitatorischen und plakativen Interpretation der Klassiker, wie sie von Kayser zur Umsetzung der Beschlüsse der SED forciert und kulturpolitisch legitimiert wurde. Unter den Intendanten Otto Lang (1958–1973) und Gert Beinemann (1973–1987) standen Werke von DDR-Komponisten und -Autoren (z. B. Ottmar Gerster, Johannes R. Becher, Fritz Geißler (Das Chagrinleder, 1981), Bertolt Brecht, Volker Braun, Peter Hacks), aber auch Werke von Max Frisch (Biedermann und die Brandstifter, 1965) und Friedrich Dürrenmatt (Der Besuch der alten Dame 1978) auf dem Programm. Das Deutsche Nationaltheater Weimar blieb während der gesamten DDR-Zeit eine Stätte bedeutsamer Klassiker-Inszenierungen – Goethe, Schiller, Shakespeare – die häufig aus Anlass von Dichterjubiläen, Tagungen der in Weimar wirkenden literarischen Gesellschaften oder auch politischen Jahrestagen ihre Premiere hatten. Bemerkenswert war die hohe Zahl von Ur- und deutschen Erstaufführungen (vielfach Werke von osteuropäischen Autoren) sowohl im Schauspiel als auch im Musiktheater. Am 25. Oktober 1990 fand die konstituierende Sitzung des Thüringer Landtags im Nationaltheater statt. Eröffnet wurde diese durch die Ouvertüre zu Egmont von Ludwig van Beethoven, gespielt von der Staatskapelle.
Mit Harry Kupfer (1966–1973) und seinem Nachfolger Ehrhard Warneke (1973–1999) hatte das Deutsche Nationaltheater zwei außerordentlich erfolgreiche Operndirektoren vorzuweisen, die sich besonders für ihr Engagement um das zeitgenössische Musiktheater internationale Anerkennung erwarben. Im Schauspiel sind vor allem die drei Gesamtinszenierungen beider Teile des Faust durch den seit 1960 am Haus wirkenden Regisseur Fritz Bennewitz hervorzuheben, der außerdem mit seinen Brecht-Inszenierungen für internationale Aufmerksamkeit sorgte. Dem Intendanten Fritz Wendrich (1987–1994) folgte Günther Beelitz (1994–2000). Unter seiner Generalintendanz wurde das klassische Ballett durch zeitgenössisches Tanztheater (Chefchoreographen: Joachim Schlömer, Ismael Ivo) abgelöst. Ab der Spielzeit 2010/2011 wird das Tanztheater als Gastspielprogramm in der Verantwortung von Estefania Miranda präsentiert. Mit Beginn der Spielzeit 2008/2009 hat Karsten Wiegand die Position des Operndirektors übernommen. Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar ist seit der Spielzeit 2000/2001 Stephan Märki. Seit 2009 / 2010 ist Stefan Solyom Generalmusikdirektor und Chefdirigent des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar.
Im August 2013 hat Hasko Weber vom Staatstheater Stuttgart die Generalintendanz am DNT übernommen.
Eine geplante Fusion mit dem Theater Erfurt, die die Abschaffung der Sparte Musiktheater beinhaltet hätte, konnte im Jahre 2002 mit großer Unterstützung der Weimarer Bürger verhindert werden. Mit dem Übergang in eine gemeinnützige GmbH und den unter dem Namen Weimarer Modell vollzogenen Strukturreformen gelang es, die Eigenständigkeit des traditionsreichen Hauses als Drei-Sparten-Theater zu bewahren, es wirtschaftlich und strukturell zu konsolidieren und damit die Grundlagen für seine künstlerische Weiterentwicklung zu legen. Mit der Entscheidung, DNT und Staatskapelle Weimar zum 1. Januar 2008 zum Staatstheater Thüringen zu machen, ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Zukunftssicherung des Hauses vollzogen worden. Das DNT und die Staatskapelle Weimar bieten in den Bereichen Oper, Schauspiel und Konzert ein Repertoire von klassischen bis zeitgenössischen Werken, bereichert durch Tanztheater-Gastspiele international renommierter Compagnien und Choreographen. Einladungen zu bedeutenden Theaterfestivals (u.a. Theatertreffen Berlin), Nominierungen und Preise, wichtige Uraufführungen, herausragende Großprojekte wie die Inszenierung des kompletten Ring des Nibelungen (Regie: Michael Schulz) und nationale wie internationale Koproduktionen zeugen von der gewachsenen künstlerischen Stellung des Hauses.
Quelle: Wikipedia